Daß produzierende Unternehmen ihre Produktionsprozesse mit Lean Prinzipien besser und effizienter gestalten können, ist hinlänglich bekannt. Aber lassen sich die aus der Automobilbranche kommenden Prozesse auch auf das Bauwesen übertragen? Und können sie womöglich sogar Verzögerungen und Mehrkosten bei großen Bauvorhaben künftig vermeiden helfen?
Auf dem zweitägigen VDI-Wissensforum Lean Construction in Düsseldorf kamen letzte Woche Bauherren, Baufirmen und weitere Branchenschaffende zu Wort. Aus Bauherrensicht, die ich im ersten Vortrag vertreten durfte, kann Lean Construction durchaus zu besseren Projektergebnissen beitragen, wobei man sich vor Augen halten muß, daß etwa belastbare Bauherren-Entscheidungen “just-in-time” wesentliche Produktions-Vorstufen im Bauprozess sind. Stockt bereits diese Vorleistung, können dies auch noch so viele Lean-Prinzipien in Planung und Ausführung nicht mehr wettmachen.
Dabei dürfen sich Bauherren nichts vormachen: Lean Management ist auch in Bauprojekten kein neues, revolutionäres Allheilmittel, sondern die Wiedererweckung des Verständnisses für kluges, pragmatisches und stringent ineinandergreifendes Handeln vom Auftraggeber bis zum Arbeiter auf der Baustelle. Lean Construction ist insoweit eine Philosophie, die im Projekt ernsthaft gewollt sein muß, eine Kultur von Vertrauen, Offenheit und Fehlertoleranz erfordert und gerade zu Beginn Ausdauer erfordert, wenn man sie wirksam implementieren möchte.