Die Frage erscheint auf Anhieb berechtigt, aber es gibt mehr Übereinstimmungen, als man vielleicht denkt:
Erstens war es das Thema meiner Dissertation, in der es um die Ermittlung eines international anwendbaren Standards für Fußgänger-Orientierungssysteme an Flughäfen ging. Das Thema ist auch zwanzig Jahre später immer noch ein inhaltlicher Dauerbrenner, das – wie Bauprojekte gerne auch – i. W. unter inhaltlicher Überfrachtung und umfangreichen Störeinflüssen leidet. Ich habe selbst erlebt, wie leitende Angestellte an einem Flughafen im Umlaufverfahren “letzte Hand” an die vom Grafiker vorgelegten Piktogramme gelegt haben. Jeder, der sich schon einmal verlaufen hat, hält sich für einen Experten auf dem Gebiet und bringt sich ein.
Zweitens sind Bauprojekte vergleichbar mit der Reise entlang eines neuen Weges vom Ausgangspunkt einer Idee zum Ziel des fertiggestellten Bauwerks. Der Projektleiter ist der Navigator, der Weg und Ressourcenbedarf ermittelt, das Projekt auf Kurs hält und vor allem an Kreuzungen und Abzweigungen richtig abbiegt. Nicht nur an diesen Entscheidungspunkten benötigt er alle relevanten Informationen, auch entlang des Weges braucht er immer wieder Bestätigungsinformationen um sicherzugehen, daß er nicht versehentlich vom Weg abgekommen oder gar falsch abgebogen ist. Projekte scheitern, wenn sie kein klares Ziel haben, den Weg dorthin nicht geplant haben oder wenn unterwegs Entscheidungen getroffen werden, ohne über die dafür notwendigen Informationen zu verfügen.
Drittens gibt es für Projektmanagement ebenso wie für Orientierungssysteme anerkannte Standards und Qualifikationen, die sofort angewandt werden könnten. Hier wie dort werden diese aber immer wieder ignoriert, sei es aus Selbstüberschätzung, Unwissenheit oder weil man der Meinung ist, daß sie im konkreten Fall eben nicht geeignet seien. Statt dessen wird das Rad dann wieder von neuem erfunden, mit allen Konsequenzen für Risiken, Aufwand, Lücken, Fehler und Kinderkrankheiten.