In aller Munde: IPA

Zugegeben, Bauen ist nicht einfach und beschert uns oft genug enttäuschende Ergebnisse. Aber ist die Integrierte Projektabwicklung IPA dafür jetzt die ultimative Lösung? Da bin ich mir nicht ganz so sicher.

Alle Projektbeteiligten in einem Mehrparteienvertrag zu vereinen erinnert mich an Gruppenarbeiten im Studium. Als Gruppe waren wir uns am Anfang immer alle einig, dass wir zusammen eine gute Note bekommen wollten. Allerdings wurden unterschiedliche Einsatzbereitschaften (Wollen), Fähigkeiten (Können) und Notenverständnisse (Anspruch) schnell eine Belastung der eigentlichen Leistungsträger, die die anderen dann mit ins Ziel bringen mussten – wenn sie nicht vorher das Handtuch geworfen haben. In Gruppen und Mehrparteien-Konstellationen arbeiten Menschen zusammen, die schon persönlich meist über unterschiedliche Motivationen, Möglichkeiten und Werte verfügen. Wie unterschiedlich diese typischer Weise in Bauprojekten sind, zeigt nachfolgende Darstellung:

Je sorgfältiger die Mitwirkenden einer Gruppenarbeit oder eines Bauprojekts ausgewählt werden, und je präziser ihre Verantwortlichkeiten und Beitragspflichten untereinander geregelt sind, umso erfolgreicher können sie sein, wenn sie auch in diesem Sinne konstruktiv und verantwortungsvoll zusammenarbeiten. Die bestmögliche Erfüllung dieses Anspruchs möglichst sicher zu organisieren ist alle Mühen wert.

Ich bin allerdings nicht davon überzeugt, dass es dazu neuer Mehrparteienverträge bedarf. Vielmehr sehe ich darin das Risiko einer Vergemeinschaftung von Verantwortung, die es, um zur Gruppenarbeit zurückzukommen, einzelnen Akteuren leichter macht, ihre Beiträge für sich zu optimieren. Dabei wird der Bauherr im Zweifel immer derjenige bleiben, der auch den Schwächsten über die Ziellinie tragen muss, weil er am Ende ohnehin für die Gesamtrechnung geradezustehen hat.

Auch in größeren Kontexten erleben wir seit längerem, wie nationale, europäische oder internationale Organisationen die Grenzen ihrer Handlungsfähigkeit erreichen, wenn es um die Definition von gemeinsamen Rahmen oder den Ausgleich der Interessen geht. Oft genug werden die demokratisch “integriert” abgestimmten Ergebnisse dem ursprünglichen Ziel kaum noch gerecht. Woher wollen wir wissen, dass es gerade beim Bauen anders sein wird?

Entsprechend schwer tue ich mich daher Bauherren zu empfehlen, ihre bestehenden Handlungsspielräume aufzugeben und Verantwortlichkeiten an Mehrparteien-Konstellationen abzugeben, bei denen sie als relative Laien den beteiligten Voll-Profis ohnehin kaum noch das Wasser reichen können. Mein aktueller Weg aus diesen Unwägbarkeiten wäre, das Beste aus beiden Welten zu kombinieren und konventionell zugeschnittene, klar abgrenzbare Verantwortlichkeiten und Risiken mit einer ganzheitlich-integrierten Zusammenarbeit aller Beteiligten auf Augenhöhe zu verbinden, eine Art “IPA-classic”.