BIM-Portal des Bundes freigeschaltet

„Das BIM-Portal wurde eingerichtet, um öffentliche Auftraggeber bei der Definition von Informationsbedarfen und Auftragnehmer bei der qualitätsgesicherten Lieferung von digitalen Bauwerksmodellen zu unterstützen.“ heißt es auf der Website. Aus Sicht des Bauprojektmanagements ist das sehr zu begrüßen, wenngleich vielleicht aus einer etwas anderen Perspektive:

Wenn Bauprojekte aus dem Ruder laufen, sind meist auch Handlungen und Versäumnisse der Bauherrenseite mit im Spiel. Ob sie das Bau-SOLL nur unzureichend beschrieben hat, in Teilen bewusst offen gelassen, oder gar im Nachhinein maßgebliche Änderungen vorgenommen hat: Anforderungen, die zu spät kommen, schaden dem Projekt. Insoweit ist es gut und richtig, dass das BIM-Portal zunächst die Bauherrenseite fordert, ihre Anforderungen zu definieren und sich festzulegen.

Man darf allerdings gespannt sein, ob dies gelingen wird, oder ob der Schuss eher nach hinten losgeht: Dorthin etwa, wo bereits die Verständigung auf ein Bau-SOLL zur Bedarfsdeckung schwerfällt, oder zu den Entscheidern, die Freigaben nicht dann geben können, wenn der Projektfortschritt sie benötigt. Oder gar zur Politik, deren Kommunikation sich oft genug nicht so recht in die Realitäten von Bauprojekten einzufügen vermag. Das BIM-Portal wird Dysfunktionalitäten und Konflikte in Bauherrenorganisationen schonungslos zu Tage fördern.

Erklärbild im BIM-Portal: Der Auftraggeber (links) gibt die Anforderungen vor, die der Auftragnehmer (rechts) planerisch umsetzt.

Günstigsten Falls kann das BIM-Portal so dazu beitragen, die auch beim Bauen längst überfällige Zeitenwende zu bewirken: Klarheit in den Projektzielen, Ehrlichkeit in den Rahmenbedingungen und Vollständigkeit in den Anforderungen sind zusammen mit Respekt für das baufachlich Machbare und aktiv wahrgenommener Bauherrenverantwortung wesentliche Erfolgsfaktoren für gelingende Projekte.

Gelingt der dafür erforderliche Kulturwandel jedoch nicht, könnte das BIM-Portal gar das Schicksal der Corona Warn-App des Bundes ereilen, einer mit hohem Kostenaufwand an den Nutzerbedürfnissen vorbei entwickelten IT-Lösung. Für diesen Ausgang spricht, dass es immer unbequemer ist, sich mit der eigenen Arbeitsweise auseinandersetzen, und die notwendigen Schlussfolgerungen daraus ziehen zu müssen, als Unzulänglichkeiten beispielsweise auf ein Stück Software zu schieben.

Auch, wenn das BIM-Portal das Pferd von hinten her aufzäumt, bietet es große Chancen für unser zukünftiges Bauen. Ihre wirksame Aktivierung erfordert jedoch ein hohes Maß an, und Anerkennung von technischer Bau(herren)kompetenz auf Entscheider-Ebene.