Warum scheitern Großprojekte – immer wieder?

2016-02-21-bild-137In etwa 450 m Höhe verleiht die geschlossene Wolkendecke in der aufgehenden Sonne den Wolkenkratzern Dubais eine besondere Mystik, die zum Nachdenken über Bauprojektmanagement anregt.

Der Burj Khalifa, von dem dieses Bild im Februar 2016 aufgenommen wurde, ist mit seinen 828 m das höchste Gebäude der Welt. Nach sechsjähriger Bauzeit wurde er Anfang 2010 eröffnet. Demgegenüber ist ein Eröffnungstermin des Berliner Flughafens BER auch 10 Jahre nach dem ersten Spatenstich noch nicht absehbar. Woran könnte das liegen?

Von einer höheren baulichen Komplexität kann am BER nicht ausgegangen werden, auch der Baugrund scheidet angesichts seiner vergleichsweise geringen Auflastung als Ursache aus. Es ist auch nicht davon auszugehen, daß Architekten und Ingenieure in Deutschland schlechter qualifiziert wären als jene in Dubai – was auch für die dort überwiegend aus Südost-Asien stammenden Bauarbeiter im Vergleich zu ihren Kollegen in Deutschland gelten dürfte. Nachdem auch im Vergleich zu Dubai minderwertige Materialien als deutsche Ursache ausscheiden, ist diese wohl an anderer Stelle zu suchen.

Die Auflösung ist in der ImmobilienZeitung vom 15.09.2016 zu lesen: „Es gibt ein Manager-Problem“, meint Prof. Norbert Preuß, „Denn bislang werden nach wie vor Kandidaten zum Projektmanager ernannt, die sich durch ein gutes Netzwerk in Richtung Auftraggeber auszeichnen und weniger durch die wirklich erforderlichen Eigenschaften.“ Dabei ist es ein Trugschluß zu glauben, daß Kompetenzdefizite durch ein Mehr an Controllern oder Anwälten aufgefangen werden können. Niemand würde sich in ein Flugzeug setzen, das von einem verdienten Airline-Mitarbeiter aus der Verwaltung geflogen wird, selbst wenn ihm noch so viele Controller und Anwälte über die Schulter schauen.

Es hat sich in der Fliegerei bewährt, den Flug von zwei Vollprofis in der ersten Reihe durchführen zu lassen, die ihrer großen Verantwortung entsprechend aufwendig ausgebildet wurden, dann Flugerfahrung sammeln mußten und ihr Können auch heute noch immer wieder in Prüfungssituationen unter Beweis stellen müssen.

Durch konsequenten Einsatz von Projektmanagern mit der richtigen Formalqualifikation und passenden Projekt-Erfahrungen (“track record” – vgl. “type rating“), je nach Projektgröße auch mit zusätzlicher Zertifizierung könnte das Modell auf das Bauwesen übertragen werden – und wäre gleichzeitig die Lösung des “Manager-Problems”.